Montag, 7. Februar 2022 Nord-, Süd-, Landkreis

Sie helfen immer gerne


Cölbe. „Ich sage ja immer: Kopp hoch, auch wenn der Hals dreckig ist“, verrät Friedel Diehl und fängt laut an zu lachen. Es ist nur einer von Dutzenden Sprüchen, die der 74-Jährige auf Lager hat. Ehefrau Marga
Diehl steht ihm in nichts nach und stimmt in das Gelächter mit ein. Das lebenslustige Paar aus Cölbe hat einen mitreißenden Humor und hält sich nicht zurück mit witzigen Lebensweisheiten und kleinen Neckereien, ob nun gegen andere oder gegen einander.

Man muss sich schließlich selber auf die Schippe nehmen können, finden sie. Damit fing es schon 1968 beim ersten Kennenlernen an: Er kam, gebürtig aus Rheinland-Pfalz, damals im Bundeswehrdienst nach
Marburg und teilte sich auf dem Tannenberg mit ihrem Bruder die Stube und das Etagenbett. Schließlich lernte er die Schwester kennen und fing direkt an, die junge Frau zu ärgern, verrät sie grinsend. Irgendwann reichte es ihr und die Begegnung endete vorerst mit einer Schüssel Wasser in seinem Gesicht. Beide lassen sich eben nicht die sprichwörtliche Butter vom Brot nehmen.

Gemeinsamer Austausch als Mittel gegen Einsamkeit

Und das funktionierte damals und bis heute, seit 50 Jahren sind sie verheiratet. Den Humor zu bewahren, selbst nach schweren Schicksalsschlägen im Leben, das ist ihnen genauso wichtig wie anderen zu helfen und ebenfalls zum Lachen zu bringen. Das machen beide schon seit mehr als zehn Jahren, sind zahlreichen Cölbern gut bekannt. Sie als „Tante Marga“, die mit Begeisterung das Strickcafé gründete und noch immer leitet, eines der Angebote des Seniorennetzwerks Cölbe.
Dort steht nicht nur das Stricken, sondern auch die Geselligkeit im Mittelpunkt, der gemeinsame Austausch ist das Mittel gegen Einsamkeit. „Das ist für viele ganz wichtig, gerade älteren Frauen, die alleine sind“, sagt die gebürtige Cölberin. Ihr Ehemann ist ebenso für seine Mitmenschen da, der gelernte Krankenpfleger betreut schon lange Seniorinnen und Senioren, hilft ihnen bei der Bewältigung des Alltags. „Ich mache das gerne, ich habe eben eine soziale Ader“, sagt er und winkt ab. Für ihn sei das selbstverständlich: „Ich bin auf dem Dorf groß geworden und da war es ganz normal, dass man sich hilft und gegenseitig unterstützt.“

Fünf Bürgerhelfer nehmen Arbeit auf

Als 2011 das Seniorennetzwerk gegründet wurde, war er daher direkt mit im Boot. Und nun gibt es mit der neuen Cölber Bürgerhilfe einen weiteren Zweig, um Älteren oder Menschen mit Behinderungen mehr
Lebensqualität zu ermöglichen. Und der 74-Jährige ist nicht alleine – fünf Ehrenamtliche sind es, die vor wenigen Tagen ihre insgesamt 40-stündige Schulung beenden konnten und nun zertifizierte Bürgerhelfer
sind: Neben Friedel Diehl sind das Peter Blonien, Maritta Bösler-Gerlach, Barbara Kleinmann-Burkardt und Ursula Waldeck. Es ist ein wichtiger Schritt, den der Ende 2020 gegründete „Verein zur Förderung gemeinschaftlicher Bürgerhilfe in Cölbe und Umgebung“ mit dem Projekt nimmt. In dem Verein arbeiten Bürger, Vertreter der politischen Gemeinde, der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde und des Kirchenkreises Kirchhain gemeinsam am selben Ziel: Menschen in der Großgemeinde und in Einzelfällen auch in direkter Nachbarschaft Hilfe anbieten zu können. Etwa ab April solle es richtig losgehen mit der Bürgerhilfe.

Helfende Hand bei Erledigungen im Alltag

Schon jetzt kann die sich vor Anfragen kaum retten, berichtet die Cölber Seniorenbeauftragte Beatrix Parsons, die das Angebot koordiniert. Die Nachfrage sei schon vor dem richtigen Start sehr groß, dabei gebe es durchaus falsche Erwartungen an eine Bürgerhilfe: Viele Menschen fragen etwa nach kostenlosen Hilfen im Haushalt, etwa für die Reinigung. Dafür sind die ehrenamtlichen Bürger helfer aber nicht da, die als Betreuer zudem klare Grenzen zum professionellen Pflegebereich ziehen müssen.  Ihnen geht es um eine helfende Hand bei Erledigungen im Alltag, etwa die Begleitung zum Arzt oder in den Supermarkt. Ebenso darum, Zeit zu schenken, für einen gemeinsamen Spaziergang, um zusammen zu Kochen, vorzulesen oder beim gemeinsamen Studieren der Tageszeitung. Die Bürgerhilfe kümmert sich um den Praxisbereich im eigenen Haus oder der Wohnung, das Seniorennetzwerk wiederum bietet außerhalb soziale Angebote. Beide Projekte bauen aufeinander auf. Familie Diehl ist nun praktisch in beiden Bereichen vertreten. Das ist einiges an Arbeit, die beide gerne auf sich nehmen, „ich fand das immer schon toll und nur zu Hause rumsitzen, das ist uns zu langweilig“, sagt Marga Diehl lachend. Und so arbeiten beide mit daran, dass das auch anderen nicht so ergeht.

Infos und Kontakt zur Bürgerhilfe

Weitere Informationen und Kontakt zur Bürgerhilfe über Beatrix Parsons:
Telefon: 0 64 21 / 9 83 91 19, E-Mail: parsons@coelbe.de